Wir haben auf unserer Homepage mittlerweile schon eine Menge philosophischer Begriffe gesammelt und erklärt, und heute wollen wir uns wieder einmal einer neuen Richtung der Philosophie widmen. Wenn man die Überschrift das erste Mal liest, könnte man meinen, dass es Technikphilosophie genauso wenig gibt wie geheime Merkur Automaten Tricks, doch tatsächlich existiert dieses Forschungsfeld – und es spielt im 21. Jahrhundert eine größere Rolle denn je.
Wie Philosophie und Technik zusammenfanden
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass die Technikphilosophie sich Fragen widmet, die in Zusammenhang mit technischen und wissenschaftlichen Entwicklungen und Errungenschaften stehen und das Verhältnis des Menschen zur Technik und deren sozialen Folgen untersucht. Auch wenn es so klingt, als ob dieses Forschungsfeld noch recht jung sei, so hat es schon in der Antike Philosophen gegeben, die sich mit diesen Beziehungen beschäftigten. Zwar wurde Technik damals noch anders verstanden als heute und bedeutete unter anderem auch einfach “Fertigkeit” (so galten zum Beispiel Kunstwerke als Beispiele ausgefeilter, handwerklicher Technik), doch das Verhältnis zwischen beiden Bereichen wurde auch zu jener Zeit schon analysiert. Die Technikphilosophie, wie wir sie heute allerdings unter dem Namen kennen, hat sich erst zum Ende des. 19. Jahrhunderts entwickelt. Ein richtungsweisendes Werk dazu verfasste Ernst Kapp 1877 (“Grundlinien einer Philosophie der Technik”).
Philosophische Fragestellungen in Bezug auf Technik
In einer Welt, die immer komplexer und technischer wird, nimmt auch die Technikphilosophie eine wichtige Rolle ein. Denn nicht selten verlässt sich der Mensch heutzutage auf technische Geräte, er umgibt sich täglich mit ihnen und ist in vielen Fällen auf sie angewiesen. Großen Raum nimmt die Technik sowohl privat (Internetnutzung, soziale Medien) als auch beruflich ein (ebenfalls Internetnutzung und Vernetzung), aber auch auf Gebieten wie dem Gesundheitswesen (Reproduktionsmedizin, Gentechnik). Vor allem im letzten Bereich spalten technische Entwicklungen die Gemüter, weshalb die Fragen, die Technikphilosophen sich stellen, oftmals eine hohe gesellschaftliche Relevanz haben.
Beispielhafte Themen könnten sein: Welche Techniken dürfen angewandt werden, um in die Natur des Menschen einzugreifen? Wer darf darüber entscheiden, was erlaubt und verboten ist? Und ist es – nur, weil es technisch möglich ist – auch moralisch vertretbar? Welche sozialen Folgen kann Technik für den Menschen haben (insbesondere, was die private Nutzung von Technik betrifft)? Und welche anderen Folgen kann Technik noch mit sich bringen, von der vielleicht Gefahren oder aber positive Auswirkungen ausgehen? Bedeutet Technik immer auch Fortschritt?
All solche Fragen sind es, mit denen Technikphilosophen sich beschäftigen. Und wie man bereits vermuten könnte, sind die Antworten auf diese Fragen nicht immer leicht zu beantworten. Wie in allen philosophischen Feldern kommt es eben auch im Bereich der Technikphilosophie zu vielen Gedankenspielen und -experimenten, mit denen Ansätze und Lösungen gefunden werden sollen.
Weiterführende Informationen für Interessierte
Wenn du dich intensiver mit Technikphilosophie auseinandersetzen möchtest und dich weiter in das Thema einlesen willst, legen wir dir einen Vortrag von Andrew Feenberg ans Herz, den er 2003 an der Universität in Komaba gehalten hat. Er trägt den Titel “What Is Philosophy of Technology” und ist auch unter diesen Stichworten im Netz auffindbar. Der ausführliche Artikel liefert dir fundierte Hintergrundinformationen und weitreichende Recherchen von der Antike und der Griechischen Philosophie bis in unsere moderne Zeit. Einen ebenso hilfreichen Artikel liefert der Eintrag zu “Philosophy of Technology” in der Stanford Encyclopedia of Philosophy. Mit diesen beiden weiterführenden Texten steht deiner umfassenden Einführung in dieses spannende Feld nichts mehr im Wege.